DEHUT // UNSHED (2020 -2021)
„Ihre melancholische Schönheit beziehen die Bildwerke letztendlich aus der bewusst herbeigeführten Ambivalenz zwischen ausgepresster Natur und heiliger Wildnis, Nüchternheit und Suggestion, Zwielicht und Urlicht, Immanenz und Transzendenz….“
Dr.Michael Kuhlemann, Stiftung Sammlung Ziegler
Im Rahmen eines Förderstipendiums des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen konnte über die Jahre 2020/21 das folgende Projekt realisiert werden: Ein baufälliges, nicht länger im Gebrauch befindliches „Hütten“-Objekt wurde in einer ruhrgebietstypischen Kleingartenanlage ausfindig gemacht, demontiert, die Baumaterialien bearbeitet, zu Bildträgern umfunktioniert und – unter Einbeziehung fundortsbezogener und „biographischer“ Details – in einem besonderen Verfahren (Handtransfer und Acryl) vom Künstler mit Waldszenen bemalt. Im Anschluß wurden die, so modifizierten Holzelemente rekombiniert und der architektonische Bezug im Gefüge wieder erkennbar gemacht und als Wandinstallation in den Räumen des Forum Kunst & Architektur in Essen gezeigt. Ikonographisch bekannt und doch gänzlich anders.
„Recycling findet hier im Sinne einer doppelten Rückführung statt. Das Material wird zum Thema und erzählt seine Geschichte…“
Analogien zwischen Mensch & Natur, Das ständige Nebeneinander von Leben und Tod, Vergehen & Neuentstehung sind Schwerpunkte, die der Künstler in seinen auf Altholz ausgeführten „Waldbildern“ schon länger thematisiert. Bedingt durch die, sich während der Produktionsphase verschärfende Corona-Krise und der damit einhergehenden Veränderungen und Einschränkungen des alltäglichen Lebens, bekam das Projekt alsbald eine weitere inhaltliche Dimension. Der Gegensatz zwischen der heilen Welt der „Schrebergarten-Idylle“ mit samt seiner gezähmten und überschaulichen Kulturlandschaft und dem ursprünglichen Wald, archaisch und bedrohlich, Komfortzone vs. Schlachtfeld. und damit eine weitere Parallele zu den Unsicherheiten und Veränderungen die sich um uns herum vollzogen (und vollziehen). Thema der Waldbilder ist auch Intervention, der Eingriff in die äußere wie die eigene, innere Natur. Und der Trugschluss umfassender Sicherheit, Unverletzbarkeit und technologischer Beherrschbarkeit der Natur, den die aktuelle Krise offenbart. Auf den zweiten Blick fallen dem Betrachter der Waldbilder die irrlichterhaften, roten Markierungen einiger Bäume ins Auge. Es handelt sich hierbei nicht um Wegweiser, sondern Kennzeichnungen ausselektierter Exemplare, die der geplanten (forstwirtschaftlichen) Ordnung und Standardisierung im „Nutzwald“ weichen müssen, Parallelen zur menschlichen Gesellschaft liegen auf der Hand.